Rheinmetall Defense
Der Düsseldorfer Konzern Rheinmetall AG produziert in den Bereichen der
nicht-militärischen Automobilzuliefersparte und der Wehrtechnik,
Rheinmetall Defence. Die Berliner Dependance der Wehrtechniksparte (Rheinmetall Defence) befindet sich am
Potsdamer Platz, in der Voßstrasse 22.
Bereits im Deutschen Kaiserreich gehörte das Unternehmen zu den
größten Rüstungsherstellern. Nach dem 1. Weltkrieg erlaubten die
Bestimmungen des Versailler Vertrages zunächst nur die Herstellung
ziviler Produkte, doch ab 1921 war schon wieder die Produktion von
Waffensystemn erlaubt und ab 1930 produizierte der Konzern schon
wieder kräftig im Auftrag des Reichsministeriums Waffen und Munition.
Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde auch in diesem
Unternehmen Tausende ZwangsarbeiterInnen eingesetzt.
Nach kurzer Unterbrechung nach 1945 wurde die Produktion im zivilen
Bereich 1950 und die im wehrtechnischen Bereich ab 1964 wieder
aufgenommen.
Mit einem Jahresumsatz von 2,141 Milliarden Euro (2011) im
Geschäftsbereich Defence ist Rheinmetall laut dem Stockholmer
Friedensforschungsinstitut Sipri der größte deutsche Rüstungskonzern.
Das Unternehmen produziert u.a. auf dem Gebiet der Elektronik und
Systemtechnik und ist spezialisiert auf die Herstellung der
Technologie für unbemannte Luftfahrzeuge (Unmanned Aerial
Vehicles/UAVs) bzw. Drohnen.
Für die Bundeswehr ist Rheinmetall mit seinen Tochterfirmen ein enger
Geschäftspartner und Dienstleister.
Seit 2007 verfügt die Bundeswehr z.B. über 60 Drohnen vom Typ
Kleinfluggerät Zielortung (KZO) aus dem Hause Rheinmetall, ein Drohne
die zur üEntdeckung, Identifizierung und genauen Lokalisierung«
potentieller Angriffsziele entwickelt wurde. Diese Aufklärungsdrohne
wurde wie fast alle ursprönglich für Spionagezwecke entwickelten
Drohnen »aufwuchsfähig« konzipiert, d.h. dass sie mit Waffen
ausgerüstet werden kann und somit als Aufklärungs- und Kampfdrohne
eingesetzt werden kann. Im Jargon der Entwickler und des Militärs
formuliert bedeutet dies, dass die Kampfdrohnen "nach erfolgreicher
Zielidentifikation durch das Aufklärungssystem zur punktgenauen
Bekämpfung stationärer und beweglicher, gepanzerter und ungepanzerter
Ziele zum Einsatz kommen kann".
Zukünftige Kriegseinsätze — neue Ära der Luftwaffe
Aufgrund des stark zunehmenden Einsatzes von Drohnen in den
Kriegseinsätzen sprechen Militärexperten von einer neuen Ära der
deutschen Luftwaffe. Die Bundeswehr soll bereits über 330 Drohnen
verschiedener GrÄße im Einsatz haben, 70 davon sollen im Krieg in
Anfghanistan eingesetzt worden sein. Seit März 2010 startete die
Bundeswehr in Afghanistan mit Einsätzen von Drohnen vom Typ »Heron 1«.
Diese Drohne wurde von Rheinmetall in Kooperation mit dem israelischen
Rüstungsunternehmen "Israeli Aerospace Industries" entwickelt. Für
diesen Zweck wurden deutsche Soldaten im Frühjahr 2010 in Israel in
der Handhabung der Drohnen unterrichtet.
Dieses vom Boden aus gesteuerte unbemannte Fluggerät operiert
annähernd lautlos in einer Höhe von 9.000 Metern und kann bis zu 20
Stunden in der Luft bleiben.
Das Heron-Betreibermodell ist in seiner Form neuartig und, wie der
Konzern selber schreibt, »eine zukunftsweisende Partnerschaft von
Staat und Unternehmen«. Der Rüstungskonzern bietet hier den kompletten
Service als Logistik-Dienstleister im Bereich der luftgestützten
Aufklärungssysteme und ist also in Afghanistan mit eigenem Personal
vor Ort, das sich um Wartung und Instandsetzung der Drohnen kümmert.
Betreiber eines Truppenübungsplatzes
Mit der Tochterfirma "Rheinmetall Dienstleistungszentrum Altmark GmbH"
ist der Konzern auch auf dem Gebiet der Betreuung von
Bundeswehrliegenschaften im Geschäft. Die Firma betreibt das
Gefechtsübungszentrum des Heeres (GÖZ), ein in der Altmark/ bei
Magdeburg liegender Truppenübungsplatz, der bereits von der Wehrmacht
militärisch genutzt wird. Mit rund 23.000 Hektar gilt das GÜZ als
größter Übungsplatz Europas, auf dem mit Originalwaffensystemen
allerdings ohne scharfe Munition geübt wird, Treffer und ihre Wirkung
werden durch Lasertechnik dargestellt. Seit 2000 wird an 250 Tagen im
Jahr auf dem GÜZ ausgebildet. Seit 2004 trainieren jährlich bis zu
25.000 Soldat_innen das Töten im GÜZ, hierzu gehören nicht nur
Bundeswehr-Einheiten, sondern auch Streitkräfte anderer Staaten, vor
allem aus der NATO und Truppenteile der EU-Battle-Group.
Das GÜZ gilt auch als letzte Station, bevor Einheiten zum
Kriegseinsatz nach Afghanistan geschickt werden. Wer das Training auf
dem Gelände in der Altmark absolviert hat, gilt als »Combat-Ready«.
Im Herbst 2012 wurde auf dem Gelände mit dem Bau einer modernen Stadt
begonnen. In engen Gassen und auf U-Bahnhöfen der Musterstadt
»Schöggersburg« sollen die Soldaten dann ihre Einsätze in urbaner
Umgebung üben können.
Eine parlamentarische Anfrage bestätigte, dass es dabei nicht nur um
Auslandseinsätze, sondern auch um die Vorbereitung für Einsätze im
Landesinneren gehen wird.
Rheinmetall hat die Betreuung des GÜZ im Jahr 2008 mit einer
sechsjährigen Vertragslaufzeit übernommen.
Seit Herbst 2012 baut Rheinmetall in der Ukraine ein
Gefechtsübungszentrum nach dem Vorbild des GÜZ in Sachsen-Anhalt.
Ein weiteres Beispiel öffentlich-privater Partnerschaft ist die
Heeresinstandsetzungslogistik (HIL) GmbH, die Rheinmetall Landsysteme
(eine der vielen Tochterfirmen der Rheinmetall Defence Gruppe)
zusammen mit den Rüstungsschmieden Krauss-Maffei Wegmann, den
Industrie-Werken Saar und dem Verteidigungsministerium 2005 gründete.
Diese Firma, von der 49,5% dem BmV gehören, hat sich verpflichtet, zu
jedem Zeitpunkt 70% aller Panzer und sonstiger bewaffneter Fahrzeuge
der Bundeswehr einsastzbereit zu halten.
Im Juli 2011 profitierte Rheinmetall als Zuliefererunternehmen von der
Billigung des Bundessicherheitsrates (u.a. Kanzlerin,
Verteidigungsminister, Außenminister, Entwicklungsminister) für den
Export von 200 Kampfpanzern vom Typ »Leopard 2« an Saudi-Arabien.