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Krauss-Maffei Wegmann GmbH + Co KG

Typografie: Bild Im Palais am Pariser Platz 6A residiert das Hauptstadtbüro des Panzerherstellers Krauss-Maffei Wegmann (KMW). Während sich zwischen Brandenburger Tor und Reichstag die BerlinbesucherInnen tummeln und bei einem Eis ihre Erinnerungsfotos schießen, werden im vierten Stock des Palais Waffengeschäfte gemacht. Es ist weniger der historische Ort, sondern die Nähe zum Reichstag, die für den Panzerhersteller ausschlaggebend ist, denn in welches Land exportiert werden darf bestimmt der Bundessicherheitsrat (der sich aus Teilen der Bundesregierung zusammensetzt). So profitierte das Unternehmen mit Hauptfirmensitz in München im Juli 2011 von der Billigung des Sicherheitsrates für den Export von 200 Kampfpanzern vom Typ Leopard 2 an Saudi-Arabien. In jenem Jahr, in dem in vielen Nachbarstaaten Saudi-Arabiens die Menschen gegen die Regime und aufgrund ihrer Lebensbedingungen auf die Straße gingen. Die Bundesregierung begrüßte den »arabischen Frühling« und billigte zugleich Waffenlieferung an den Staat, der zur Befriedung der Revolten im benachbarten Bahrain militärisch intervenierte.

Angefangen hatte die Unternehmensgeschichte im 19. Jahrhundert als Casseler Waggonfabrik Wegmann & Co, die 1912 von August Bode übernommen wurde, die noch heute im Besitz des Konzerns ist und die Geschäfte leitet. Im Nationalsozialismus stieg die Firma u.a. durch den Zugriff auf Hunderte ZwangsarbeiterInnen als Panzerhersteller auf. 1945 wurde dem Betrieb die Rüstungsproduktion zeitweilig verboten, doch bereits in den 50er Jahren begann wieder der Aufstieg als enger Lieferant der Bundeswehr.

1999 fusioniert der Konzern mit der Rüstungssparte der Krauss Maffei AG, einem im 19. Jahrhundert gegründeten Lokomotivhersteller, der seit den 1930er ins Rüstungsgeschäft eingestiegen war und wurde zur Krauss-Maffei Wegmann GmbH + Co KG.

Eigentümerin der Panzerschmiede ist die Familienholding Wegmann + Co Unternehmen-Holding KG, die im Besitz von rund 26 stillen Teilhabern ist, die mehrheitlich Angehörige der Familie Bode sind. Das blutige Waffengeschäft bescherte den Anteilseignern im Jahr 2007 eine Dividende von 81 Mill Euro. Im Jahr 2010 hatte der Konzern einen Umsatz von 1,2 Mrd. Euro.

Zu den Produkten zählen als leichtes Luflandefahrzeug das Modell Mungo, das Mehrfachraketenwerfer-Artilleriesystem MARS, die Kampfpanzer Leopard 1 und 2, als gepanzertes Transportfahrzeug der GTX Boxer, der Spähpanzer Fennek und der Schützenpanzer Puma. Die Tochtergesellschaften von KMW sind auch in der elektronischen Wehrtechnik tätig.

Typografie: Bild Zudem gründete KMW 2005 zusammen mit Rheinmetall Landsysteme, Industrie-Werke Saar und dem Bundesverteidigungsministerium das Konsortium Heeresinstandsetzungslogistik (HIL) und hat sich somit im Geschäftsmodell einer Public-Private Partnership dafür verpflichtet als Wartungspartner und Ersatzteillieferant 70% aller Panzer und sonstiger bewaffneter Fahrzeuge einsatzbereit zu halten.

Der Spähpanzer Fennek wurde im Übrigen im Sommer 2007 gegen die Gegendemonstranten des G8-Gipfels in Heiligendamm eingesetzt. Dieser Einsatz der Bundeswehr im Inneren, der damals den Einsatz von 9 Panzern, 2 Tornados, 4 Eurofighter und 8 Phantomkampflieger umfasste und als Amtshilfe aufgrund der Gefahrenlage gerechtfertigt wurde, wurde nachträglich im Dezember 2011 vom Schweriner Verwaltungsgericht für rechtmäßig erklärt. Einige BewohnerInnen des von den Tornadokampfflugzeugen der Luftwaffe überflogenen Protestcamp hatten gegen den Einsatz und die von ihnen gefertigten Luftbildaufnahmen geklagt. Doch die damalige Begründung, dass sich in dem Camp Erddepots mit Waffen befinden, die mittels der Luftaufnahmen ausfindig gemacht werden sollten, galt dem Schweriner Verwaltungsgericht als rechtlich ausreichende Begründung für einen Militäreinsatz im Innern. Obwohl derlei Erddepots nie gefunden wurden.

Institutionen wie die in Berlin ansässige »Bundesakademie für Sicherheitspolitik« oder das in Potsdam sitzende »Brandenburger Institut für Gesellschaft und Sicherheit« arbeiten als Think Tanks an der Etablierung eines umfassenden Sicherheitsbegriffs, der nicht mehr zwischen äußerer und innerer Bedrohung differenziert und alle gesellschaftlichen Bereiche einbezieht.