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Preußischer Militarismus

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Das Reiterstandbild zeigt den preußischen König Friedrich II (auch alter Fritz, Fritz der Große genannt). Es wurde an diesem Ort 1851 anläßlich des 111. Tronjubliläums, eingeweiht.

Knapp hundert Jahre später, 1947 wurde Preußen von den Alliierten zerschlagen. Es kam zu einer Diskussion über die Demontage des Standbilds. 1950 wurde es aufgrund eines Magistratsbeschlusses nach Potsdam in den Park von Sanssouci verbracht. Die Aussöhnung der DDR mit Preußen in den 70er führte 1980 zu einer erneuten Aufstellung Unter den Linden.

Warum war es den Alliierten so wichtig Preußen aufzulösen, wie im Februar 1947 durch eine Anordnung des Alliierten Kontrollrats geschehen? Preußen stand für Militarismus. Friedrich der I., der Vater von dem Reiter und als Soldatenkönig bekannt geworden, ordnete alle staatlichen Einrichtungen und Stände den Bedürfnissen des Militär unter. Das Militär wurde zu der gesellschaftsformenden Kraft und bestimmte die soziale und wirtschaftliche Ordnung. In der höfischen Hierarchie standen die höchsten Offiziere an erster Stelle. Etwa ein Viertel aller EinwohnerInnen des damaligen Berlin waren Militärangehörige. Im 18. Jahrhundert hatte sich die preußische Armee den Ruf der »besten Armee der Welt« erworben. Von einer »gewaltigen Kriegsmaschine« war die Rede. Wer aber zahlte den Preis für diese Superlative?

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Im preußischen Militär führte Fürst Leopold von Anhalt-Dessau den Gleichschritt und den berüchtigten Drill ein. Die einfachen Soldaten waren in der Regel zwangsrekrutierte Bauerssöhne. Während Kriegseinsätzen wurden Soldaten in großer Zahl »verheizt«, zudem starben Tausende aufgrund von Mangelversorgung an Thypus. Verdiente, nicht mehr kriegstaugliche Soldaten konnten froh sein, wenn der König ihnen eine Bettelerlaubnis ausstellte. Die preußischen Soldaten desertierten wann immer sie die Gelegenheit dazu hatten. Die Offiziere standen bei Kampfeinsätzen mit Pistolen hinter den Soldaten, um jeden der versucht zu desertieren, zu erschießen. Wegen der hohen Weglaufrate konnte das preußische Militär weder nachts noch im unübersichtlichen Gelände eingesetzt werden, ganz anders als beispielsweise ihre französischen Gegner im Krieg 1792.

Typografie: BildDie überaus gewaltsame Zwangsrekrutierung von Soldaten, meist jungen Bauerssöhnen vom Lande, die regelrecht gekidnappt wurden, begann schon vorher, nach Ende des Dreißigjährigen Kriegs 1648.

Beim Tode Friedrich II. soll der französische Staatsmann Graf Mirabeau geäußert haben: «Andere Staaten besitzen eine Armee; Preußen ist eine Armee, die einen Staat besitzt.«